Die Geschichte des “Abu Sir” ist ein faszinierendes Beispiel für die reichhaltige mündliche Überlieferung im alten Ägypten. Sie bietet einen Einblick in die religiösen Vorstellungen, den gesellschaftlichen Kontext und die Vorstellungskraft der Menschen vor Jahrhunderten.
Im Kern handelt sich Abu Sir um die Geschichte eines Pharaos, der nach seinem Tod einfach nicht gehen wollte. Er weigerte sich hartnäckig, seine irdische Gestalt aufzugeben und sein himmlisches Dasein anzutreten. Die Götter waren nicht amused!
Der Pharao hatte während seines Lebens eine tiefe Liebe zu seinem Thron entwickelt. Er sah ihn als Symbol seiner Macht und Autorität an. Selbst im Tod konnte er sich nicht von diesem Gefühl lösen.
Die Geschichte erzählt, wie die Götter versuchten, den Pharao zu überzeugen, seine Reise ins Jenseits anzutreten. Sie schickten ihm Boten, boten ihm üppige Geschenke und versprachen ihm unendlichen Ruhm in der Unterwelt. Doch Abu Sir blieb stur. Er saß auf seinem Thron, blickte auf die Welt der Lebenden und erklärte, dass er seinen Platz nicht verlassen wolle.
Die Götter waren verzweifelt. Schließlich beschlossen sie, einen Trick anzuwenden. Sie schickten eine wunderschöne Göttin zu ihm. Sie versprach ihm, dass er mit ihr im Jenseits ewig leben würde und noch mehr Macht und Glanz erfahren würde, als er sich je hätte vorstellen können.
Abu Sir war von der Schönheit der Göttin geblendet. Er willigte ein, seine irdische Hülle zu verlassen. Doch bevor er gehen konnte, bat er die Göttin, ihm seinen Thron ins Jenseits mitzunehmen. Die Göttin musste lachen. “Aber natürlich,” sagte sie, “der
Thron gehört ja dir!”
Die Geschichte endet damit, dass Abu Sir im Jenseits auf seinem Thron sitzt und ewig die Welt der Lebenden beobachtet.
Symbolismus und Interpretation
Die Geschichte des Abu Sir ist mehr als nur eine amüsante Anekdote. Sie bietet tiefe Einblicke in die ägyptische Vorstellung von Leben und Tod:
- Der Pharao und der Thron: Der Thron symbolisiert die Macht und Autorität des Pharaos. Seine Weigerung, ihn aufzugeben, zeigt seine Besessenheit mit irdischem Glanz und seiner Angst vor dem Unbekannten.
- Die Götter und ihre Tricks: Die Götter repräsentieren die kosmische Ordnung und das göttliche Recht. Sie versuchen, den Pharao zu belehren und ihm den Weg ins Jenseits zu weisen.
Symbol | Bedeutung |
---|---|
Abu Sir | Der Pharao, der sich an die irdische Macht klammert |
Der Thron | Symbol der Autorität und Macht |
Die Göttin | Verkörperung der Schönheit und des Versprechens des ewigen Lebens |
Die Geschichte des Abu Sir regt zum Nachdenken über den Wert von materiellen Gütern im Angesicht des Todes an. Sie zeigt, dass wahre Erfüllung nicht in irdischen Dingen liegt, sondern in der Annahme des natürlichen Kreislaufs von Leben und Tod.
Vergleich mit anderen ägyptischen Mythen
Die Geschichte des Abu Sir erinnert an andere ägyptische Mythen, in denen Götter und Menschen miteinander interagieren. Ähnlich wie in der Osiris-Legende, in der Osiris von seinem Bruder Set getötet wird, steht auch Abu Sir vor einer Herausforderung: die Akzeptanz des Todes.
Auch hier zeigt sich die zentrale Rolle der Götter in der ägyptischen Mythologie. Sie repräsentieren nicht nur göttliche Macht, sondern auch moralische Autorität und Gerechtigkeit.
Weiterführende Gedanken
Die Geschichte des Abu Sir lässt Raum für Interpretationen. Was wäre passiert, wenn der Pharao den Thron im Jenseits nicht bekommen hätte? Hätte er dann sein Schicksal akzeptiert?
Man kann spekulieren, ob Abu Sir eine Warnung vor übermäßiger Begierde nach Macht darstellt oder ob er eher als humorvolle Figur betrachtet werden soll, die durch ihren Starrsinn die Götter amüsiert.
Egal wie man die Geschichte interpretiert, sie bleibt ein faszinierendes Beispiel für die reiche kulturelle
Erbschaft des alten Ägypten.